Zusammenspiel von Herausforderungen und Fähigkeiten
Teil I – Das Flow-Erlebnis

Ziel eines Schachspielers, nachdem er die Partie eröffnet hat, ist es nicht, das Spiel zu gewinnen, sondern mit dem nächsten Zug oder den nächsten Zügen eine strategisch günstige Ausgangslage für den weiteren Verlauf des Spieles zu erreichen.

Ziel eines Mitarbeitenden, einer Führungs- oder Fachperson sollte nicht sein, an einem einzigen Tag das Jahresziel zu erreichen, sondern mit dem heutigen Tag einen Schritt zur Erreichung der Jahresziele zu machen. In vielen Gesprächen höre ich, dass diese Zwischenschritte nur ein Tropfen auf den heissen Stein seien. Jedoch vergessen die Menschen oft, dass bei einem 10’000-teiligen Puzzle durch das Fehlen nur eines einzelnen Stückes das Ganze nie fertig sein wird.

Dieses Beispiel zeigt auf, dass viele Menschen häufig die Gelegenheit, sich an ihrem Tun zu freuen, verpassen, weil die Aufmerksamkeit allein auf das (Jahres-)Ergebnis ausgerichtet ist, anstatt die Schritte auf dem Weg zu schätzen.

Was ist Flow
Eine Flow-Erfahrung wird als ein beglückend erlebtes Gefühl eines mentalen Zustandes völliger Vertiefung (Konzentration) und restlosen Aufgehens in einer Tätigkeit, die wie von selbst vor sich geht, beschrieben. Eine Flow-Erfahrung erkennt man daran, dass die letzten zwei Stunden sich wie 15 Minuten anfühlen.

Flow-Erfahrungen treten in der Verfolgung selbst gesteckter Ziele auf. Führungspersonen oder Mitarbeitende wissen genau, was sie wollen, sie haben klare Zielsetzungen. Um in den Flow-Zustand zu gelangen, benötigen sie eine Aufgabe, eine Herausforderung, die sie anpacken, oder ein Problem, das sie lösen wollen oder müssen.

Wie viel Flow brauchen die Mitarbeitenden
Viele Struktur- und Organisationselemente in den Unternehmen sind darauf ausgerichtet, Fehler zu vermeiden und dass die Mitarbeitenden dazu bewegt werden, die Sache perfekt zu machen. Doch neben den Bereichen mit Null-Fehler-Toleranz sollten sie für sich zusätzliche Aufgabenbereiche bestimmen, in denen sie Risiken eingehen, Herausforderungen annehmen und ihr persönliches Zusammenspiel von Herausforderung und Fähigkeiten erleben können.

Das dynamische Flow-Erlebnis
Sie starten die Arbeit bei einem neuen Arbeitgeber. Sie sind aufgeregt, denn Sie wissen, obwohl Sie sich bei der Bewerbung intensiv mit der Stelle auseinandergesetzt haben, nicht recht, was Sie erwartet. In den ersten Arbeitstagen werden die neuen Computerprogramme erlernt, die internen Abläufe erklärt, die neuen Mitarbeitenden vorgestellt, die ersten Kundenkontakte (intern/extern) sind schon gemacht.

Die Anforderungen, Punkt A1 oder A2, siehe Diagramm Steigerung der Komplexität, an den neueintretenden Mitarbeiter sind gross. Dank der Weiterentwicklung der Fähigkeiten und Lernprozesse kommen die Herausforderungen und die Fähigkeiten wieder in Balance (B1/B2).

Sukzessive werden neue Anforderungen respektive Aufgaben auf den (Neu)-Mitarbeitenden zukommen (C) und dank dem Training und der Weiterentwicklung der Fähigkeiten werden sie den Anforderungen angepasst (D). Werden jetzt die Tätigkeiten weitergeführt, kann das Tun langweilig werden (L).

Stattdessen sollte sich der Zyklus (C-D-E-F) ständig wiederholen, sodass die Komplexität der Arbeit grösser wird. Wenn es sich um eine gute Flow-Aktivität handelt, kann sich diese Aktivität endlos wiederholen.

Dieser Prozess bezieht sich nur auf jenen Teil der Arbeit, welcher keine Null-Fehler-Toleranz vorsieht. Sie sollten sich Aufgabenbereiche suchen, in denen Sie Risiken eingehen können, Herausforderungen annehmen und ihr persönliches Wachstum erleben können. Wenn Sie schon nur mit einen kleinen Teil Ihrer Arbeitszeit in den Flow kommen, erhöhen Sie Ihre Glücksmomente.

In meiner Arbeit höre ich öfters, dass nach zwei Jahren mit der gleichen Arbeit die Routine Einzug hält. Die Routine gibt in der ersten Phase viel Zufriedenheit und Glücklich sein.

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Flow – Routine – Frustration – Werte
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Teil II – Der Routinekanal
Teil III – Der Frustrationskanal
Teil IV – Werte

Beat Jakob Beratung & Training

Literaturverzeichnis

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